Hamburger Sternwarte Gebäude & Teleskope - Oskar-Lühning-Teleskop
Das Oskar-Lühning-Teleskop ist das größte Teleskop der
Hamburger Sternwarte und gegenwärtig das zweitgrößte
Teleskop in Deutschland. Es ist ein Ritchey-Chretien-System mit 1.20m
Öffnung und 15.60m Brennweite im Cassegrain-Fokus.
Mit Baujahr 1975 ist es obendrein das
jüngste Teleskop der Hamburger Sternwarte. Kuppel und Montierung dieses
Teleskops stammen allerdings von 1954 und beherbergten ursprünglich den
Großen Hamburger Schmidtspiegel.
In dem Gebäude befindet sich außerdem eine
Spiegelbedampfungsanlage, die auch heute
noch in Betrieb ist.
Seine Existenz verdankt dieses Teleskop der Stiftung des Bergedorfer
Rektors Nikolaus Lühning. Dessen Sohn Oskar hatte ursprünglich
Meteorologie und Astronomie studieren wollen, war aber zu Kriegsbeginn zur
Wehrmacht einberufen worden und seit 1943 in Rußland vermißt. Da das
Ehepaar Lühning keine weiteren Erben hatte, vermachten sie ihr Vermögen
der Universität, um es im Sinne ihres Sohnes zur Förderung der
Astronomie zu verwenden.
Mitte der siebziger Jahre wurde der Plan realisiert, den Großen
Hamburger Schmidtspiegel zum
Calar Alto Observatorium zu verlegen, da das
lichtstarke Instrument unter dem aufgehellten Hamburger Himmel nicht mehr
effektiv eingesetzt werden konnte. Infolge der anderen geographischen
Breite Südspaniens mußte hierfür eine neue Montierung
angefertigt werden. Im Juni 1975 wurde der Schmidtspiegel demontiert, die
Gabelmontierung blieb in der Kuppel in Hamburg zurück.
Bereits seit längerem hatte die Hamburger Sternwarte die Absicht
verfolgt, ein modernes 1.2m-Teleskop für spektroskopische und
photometrische Untersuchungen von Einzelobjekten zu beschaffen. Die
Universität konnte jedoch die finanziellen Mittel hierfür nicht
aufbringen. Dank der Lühning-Stiftung und mit einer Aufstockung der
Mittel durch den Hamburger Senat konnte das neue Teleskop 1974 bei
Grubb-Parsons in England in Auftrag gegeben werden. Es ist Ende 1975 in
der Kuppel des einstigen Schmidt-Teleskops in der vorhandenen
Gabelmontierung aufgestellt worden und trägt zu Ehren des Sohnes des
Stiftungsgebers den Namen Oskar-Lühning-Teleskop. Wegen seines kleineren
Öffnungsverhältnisses wird es weniger stark durch die Himmelsaufhellung
beeinträchtigt als der Schmidtspiegel.
Nach Behebung einiger Anpassungsprobleme ist das Teleskop bis ca. Mitte
der achtziger Jahre hauptsächlich für photoelektrische Messungen
eingesetzt worden. Weitere Arbeiten betrafen
u.a. Winkeldurchmesserbestimmungen von planetarischen Nebeln und
spektroskopische Beobachtungen von Novae und Beta-Cephei-Sternen. Für
letztere diente ein 1973 aus Mitteln der VW-Stiftung beschaffter
Gitterspektrograph von Zeiss, der sich jedoch als technisch
unzulänglich erwies.
Nach einigen Jahren ohne wissenschaftliche Beobachtungsaufgaben wurde das
Oskar-Lühning-Teleskop ab 1994 bis zu Begin der Umbauarbeiten 1998
hin und wieder zur Gewinnung von CCD-Aufnahmen eingesetzt.
Die inzwischen über 40 Jahre alte
Elektromechanik der Montierung machte gelegentlich Schwierigkeiten, auch das
Kuppelseeing ließ infolge der viel zu großen Kuppel (das
Schmidt-Teleskop war erheblich länger) und der darunter befindlichen,
beheizten und schlecht isolierten Arbeitsräume oft zu wünschen
übrig. Schließlich wurde das Teleskop mit dem Ziel gründlicher
Umbauarbeiten 1998 geschlossen. Zunächst waren nur mechanische Erneuerungen
geplant, jedoch überlegte man sich, daß das Teleskop mit einem
leistungsfähigen CCD oder einem modernen Sternspektrographen hoher
Auflösung ausgestattet für eine ganze
Reihe von Beobachtungsaufgaben nutzbringend eingesetzt werden könnte.
Die Arbeiten waren 2001 im Wesentlichen abgeschlossen. Es ist eine moderne
CCD-Kamera installiert worden, und ein Fernsteuermechanismus eingerichtet
worden, der es ermöglicht, das Teleskop über Internet vom
Arbeitsplatz aus vollständig zu bedienen. Die CCD-Kamera ist von der
Firma Apogee, ist elektrisch gekühlt, und hat eine Auflösung von
1024x1024 Pixel bei einem Gesichtsfeld von 5'x5'.
Mit dem Umbau des Teleskopes hat die Hamburger Sternwarte in erster Linie sehr
viel Expertise erworben, die gewinnbringend z.B. beim Hamburger Robtischen
Teleskop
(HRT)
eingebracht werden kann. Das Teleskop mit seiner modernen Ausstattung
kann für Studenten und Wissenschaftler zum Üben im Umgang mit
modernen Teleskopen eingesetzt werden, sowie der Öffentlichkeit als
Demonstrationsobjekt moderner Beobachtungsmethoden vorgeführt werden.
Die wissenschaftliche Verwendung ist wegen der schlechten Wetter- und
Lichtverhältnisse in Hamburg natürlich nur begrenzt, dennoch kann
sehr gut z.B. zur Verfolgung von Langzeitvariabliltät heller Objekte
eingesetzt werden. Der wissenschaftliche Nachteil ist zwar die schlechte Lage,
ein großer Vorteil ist aber die gute Verfügbarkeit. Nach dem Umbau
wird das Teleskop von einer Gruppe von Wissenschaftlern immer dann genutzt
wenn das Wetter dies zuläßt. Seit Oktober 2002 sind z.B.
Farbaufnahmen gemacht worden, von denen einige in einer
Galerie zu sehen sind. Die Remote Steuerung ist für
2003 vorgesehen, es existiert aber schon eine Seite über das
moderne Oskar Lühning Teleskop.
Text und Bilder von Matthias Hünsch
PDF Version
Anläßlich des Jahres der Astronomie 2009, wurde dieser kleine Film gedreht.
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